Gemeinde Bad Gastein

Geografie
Eine Besonderheit ist die Lage des Zentrums, das an den Steilhängen um den Wasserfall entstanden ist und sich durch sehr steile und enge Gassen kennzeichnet. An diesen Klippen wurden platzsparend mehrstöckige Häuser errichtet, sodass das Erscheinungsbild Bad Gasteins an eine Stadt erinnert („Wolkenkratzerdorf“). Der Höhenunterschied des Ortes zwischen Quellpark und Bahnhof beträgt ca. 80 Höhenmeter. Es ist mög-lich, durch die Benutzung des Parkhausliftes (11 Stockwerke) einen Teil der Höhendifferenz vom Ortskern zum Bahnhofsgelände zu überwinden.
Bis Ende 2002 gehörte die Gemeinde zum Gerichtsbezirk Gastein, seit 2003 ist sie Teil des Gerichtsbezirks Sankt Johann im Pongau.

Geschichte
Der Ort, Pongaurisch Boud Goschdei gesprochen, hieß in den letzten Jahrhunderten Wildbad bzw. Wildbad Gastein. Von 1906 bis 1996 hieß die Gemeinde Badgastein. Mit 1. Jänner 1997 wurde die Schreibweise auf Bad Gastein festgelegt. Der Name „Gastein“ geht auf zwei indogermanische Wurzeln zurück und bedeutet entweder „grauer Fluss“ oder „gischtender Fluss“. Das älteste noch vorhandene Dokument mit der Na-mensform „Gastuna“ findet sich 963 in einer Urkunde der Edlen Rosmuot.

Badeanlagen und Kurbetrieb
Am Anfang waren die Badeanlagen Gemeinschaftsbäder, in denen sich die Badegäste mit Frühstück und Brettspielen die Zeit vertrieben. Für die erfolgreichen Badekuren des Mittelalters waren lange Badezeiten und auch die allgemein übliche lange Kurdauer von sechs Wochen erforderlich. Auch der Gasteiner Heils-tollen soll im Rahmen der Radonbalneologie natürliche Hilfe bei rheumatischen Erkrankungen bieten.
Im Mittelalter verbreitete sich die Kunde von der Heilkraft der Gasteiner Thermen. Trotz der damals primi-tiven Bademöglichkeiten und Unterkünfte nahmen Fürsten und hohe Herren weite und beschwerliche Rei-sen zu den Thermalquellen auf sich. Das Thermalwasser wurde in offenen Holzrinnen von den Quellen zu den Gasthäusern geleitet, später in hölzernen Brunnenrohren. In das benachbarte Bad Hofgastein wurde das Heilwasser mittels Fässern und Pferdegespannen gebracht, bevor 1830 eine Thermalwasserleitung gebaut wurde.

Gasteiner Konvention
Am 14. August 1865 wurde in Bad Gastein zwischen Österreich und Preußen die Gasteiner Konvention be-schlossen, die das Kondominium über die infolge des Deutsch-Dänischen Krieges 1864 erworbenen Herzog-tümer Schleswig (preußisch verwaltet) und Holstein (österreichisch verwaltet) regelte.

Bergbau
Im Ortsteil Böckstein liegen die Zentren des Goldbergbaus in den Hohen Tauern. Wichtigster Goldlieferant war zu allen Zeiten der Radhausberg. Im Jahr 1557 wurden aus Gastein und Rauris 830 kg Gold und das Dreifache an Silber in den salzburgischen Silberhandel (Ankaufsmonopol des Landesherren) eingeliefert. Der Bergbau auf Edelmetalle wurde 1616 verstaatlicht. Diese nun als „ärarisch“ bezeichnete Betriebsperi-ode dauerte bis 1865/1868.
Nach der Stilllegung durch den Staat übernahmen Privatinvestoren den Bergbau und gründeten die Erste Gewerkschaft Radhausberg, die bis 1904/1905 dauerte. Dann interessierte sich der Schweizer Tunnelbauer Karl Imhof (1873–1944) für den Bergbau, fand in dem Schweizer Tabakproduzenten Fritz Mayer einen Fi-nancier und rief die Zweite Gesellschaft Radhausberg ins Leben. Die wirtschaftliche Erfolg blieb gering. Von 1926 bis Herbst 1937 ruhte der Produktionsbetrieb. Nach einem kurzen Engagement des englischen Edron-Trusts betrieb ab Ende März 1938 die deutsche Bergbaufirma Preußag den Bergbau; diese erzielte zwar keine Erfolge, sorgte aber für die Entstehung des heutigen Heilstollens. Heute erinnern das Böckstei-ner Montanmuseum und der Verein Via aurea an diese Zeit.

Nachkriegsgeschichte
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Bad Gastein aus requirierten Hotels ein DP-Lager eingerichtet für jüdische, so genannte Displaced Persons, von denen die meisten aus dem DP-Lager auf dem Gelände des KZ Ebensee nach Bad Gastein verlegt worden waren. Das Lager, in dem zeitweise bis zu 1300 Personen lebten, wurde im März 1946 aufgelöst.
Nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg konnte sich Bad Gastein als mondäner Kurort gehobener Gesell-schaftsschichten nicht mehr behaupten. Als Kompensation wurde ab 1946 der Wintersport-Tourismus er-richtet. Des Weiteren siedelten sich durch die behauptete Heilwirkung des radonhaltigen Thermalwassers vermehrt Rehabilitationskliniken der Krankenkassen und Wellness-Hotels an.
Seit vielen Jahren verlagert sich die touristische Infrastruktur des Ortes zunehmend vom historischen Kern hinauf zum Bahnhofsareal. Dieses ist durch die ebene Lage, die Lage an der Bundesstraße und die unmit-telbare Nähe von Bergbahnstation (Wintersport) für Touristen attraktiver und bequemer zu erreichen. Die ebenfalls dort befindliche Felsentherme, die wegen maroder Einrichtungen vor der Insolvenz stand, soll bis November 2017 aufwändig modernisiert werden.  Wegen veränderter Freizeit-Gewohnheiten (die früher dominierende Sommersaison wurde durch die Wintersaison abgelöst) und völlig veralteter Gebäude (viele Hotels wurden seit den 1970er Jahren nicht mehr modernisiert und hatten unzureichende Heizmöglichkei-ten) verrotteten die einstigen Belle-Époque-Herbergen zunehmend. Das Grandhotel Gasteinerhof, das le-diglich drei Bäder hatte, schloss 1987, die Eigentümer des renommierten Grand Hotel de l’Europe, einst eines der größten und exklusivsten Luxushotels Europas, mussten 1988 Insolvenz anmelden. Seitdem wird das vielstöckige Haus als Apartment-Gebäude genutzt, wobei die meisten Eigentümer nur wenige Wochen im Jahr anwesend sind. Das Spielcasino zog 2015 aus. Zwischen 2001 und 2005 erwarb der Wiener Immo-bilien-Unternehmer Franz Duval für insgesamt fünf Millionen Euro fünf historische Gebäude, die das Zent-rum prägen (Haus Austria, Kongresshaus, Hotel Straubinger, Badeschloss, k. u. k. Postamt). Seitdem verfal-len die Liegenschaften, und auch Sohn Philipp Duval, der die Anwesen 2013 erbte, legte bisher keine Sanie-rungs-Pläne vor. Allerdings teilte der Wiener Architekt Franz Wojnarowski im Februar 2017 mit, es gebe Kaufinteressenten, die wie er selbst "eine architektonische Verbindung von alter, klassizistischer Bautradi-tion und modernen Neubauten" anstrebten. Wojnarowski hält 50 Prozent einiger Altbauten am Straubin-gerplatz, Philipp Duval die andere Hälfte. Duval ist aber Alleineigentümer des Hauses Austria und des deso-laten Kongresszentrums und hat nach Angaben der Gemeinde "jeglichen Kontakt abgebrochen".

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Bad_Gastein